„Die Menschen dieses Landes sind keine Untertanen.“ – Hans-Jürgen Papier

KRiStA trifft: Dr. Michael Andrick – Gesellschaft und Rechtsstaat im Moralgefängnis?


Buchvorstellung und gemeinsame Betrachtungen

Am Freitag, den 26. April 2024 um 19:00 Uhr veranstaltet das Netzwerk Kritische Richter und Staatsanwälte n.e.V. (KRiStA) gemeinsam mit Dr. Michael Andrick im Mückenschlösschen Leipzig einen Vortrags- und Gesprächsabend, zu dem herzlich eingeladen wird. 


Dr. Michael Andrick ist Philosoph und Kolumnist der Berliner Zeitung. Er publiziert u.a. in der WELT und Weltwoche sowie im Freitag und auf DLF Kultur. In seinem Buch „Erfolgsleere – Philosophie für die Arbeitswelt“ (2020) analysiert er das Leben und Funktionieren in der Industriegesellschaft, mit der er seit 2006 als Führungskraft in der Wirtschaft Erfahrung sammelt. Für die stilistische Klarheit und Prägnanz seiner Texte erhielt er 2022 den Jürgen-Moll-Preis.

Im Februar 2024 erschien sein neues Buch „Im Moralgefängnis – Spaltung verstehen und überwinden“, das er erstmals dem Leipziger Publikum vorstellen wird. In seinem Buch beschreibt er die von ihm beobachteten Moralisierungstendenzen in der öffentlichen – und privaten – Debatte und ihre Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Moralisierung ist für ihn ursächlich für die so viel zitierte „Spaltung der Gesellschaft“. Er beobachtet, dass in Familien, unter Freunden und Kollegen Meinungsverschiedenheiten oft in bitteren Fehden enden und peinliches Schweigen eintritt, sobald es um Politik geht. Ob Coronakrise, Zuwanderung oder Ukrainekrieg: das Diskussionsklima scheint „vergiftet“, Spaltung die Folge zu sein. Woher kommt diese Vergiftung unserer Diskussionskultur und mit welchem Gegengift können wir Spaltung heilen? Dr. Michael Andrick hat hierauf eine Antwort: „Spaltung ist eine Infektion der Kommunikationswege mit dem Virus der Moralisierung.“ Moralisierung ist eine Verhaltensweise, die wir alle beherrschen. Und abstellen können.

Das „Virus der Moralisierung“ ist auch an den Institutionen unseres Rechtsstaates nicht spurlos vorbeigegangen. Gerichte und Staatsanwaltschaften waren der Flut der politisch-moralisierenden Maßnahmen und Verordnungen ebenso unvorbereitet ausgesetzt, wie sie die Gesellschaft im Ganzen getroffen haben. Die Justiz spiegelt im Kleinen das wider, was die Gesellschaft im Großen ausmacht. Der in Artikel 97 Absatz 1 unseres Grundgesetzes verankerte Grundsatz der Unabhängigkeit der Richter soll Gewähr dafür bieten, dass Rechtsprechung frei von äußerer Einflussnahme und nur auf Grundlage der Gesetze geschieht: „Die Richter sind unabhängig und nur dem Gesetze unterworfen.“ Die letzten vier Jahre haben die Fragilität dieses Grundsatzes zum Vorschein gebracht. Der Rechtsstaat scheint in Auflösung begriffen – für die unmittelbar Betroffenen innerhalb und außerhalb der Justiz existenzgefährdend und -vernichtend, für unser gesellschaftliches Zusammenleben verhängnisvoll. Können wir ihm wieder zu neuer Stärke verhelfen?

Daniel Deba, Richter am Verwaltungsgericht Schwerin und Sprecher von KRiStA, wird Auflösungserscheinungen an Beispielen justizieller Entscheidungen und Vorgänge seit Ausrufung der Pandemie sichtbar machen und beleuchten, wie die Infektionswellen des Moralisierungsvirus die Arbeit und den Alltag von Richtern und Staatsanwälten infiziert haben.

Das Publikum ist herzlich eingeladen, darüber anschließend mit den Referenten zu diskutieren.

Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr im Mückenschlösschen, Waldstraße 86 in Leipzig. Das Mückenschlösschen freut sich, Sie vor der Veranstaltung in seinem Restaurant begrüßen zu dürfen (Speisekarte des Leipziger Mückenschlösschen). Eine vorherige Reservierung unter dem Stichwort „KRiStA“ wird erbeten.

Karten können zum Preis von 12 EUR / 8 EUR hier erworben werden. Restkarten werden ab 18:30 Uhr an der Abendkasse angeboten. Es wird empfohlen, die Karten frühzeitig zu kaufen, weil die letzten KRiStA-Veranstaltungen schnell ausgebucht waren.

Die Teilnahme als Pressevertreter setzt eine vorherige Akkreditierung voraus. Zum Erhalt der notwendigen Unterlagen richten Sie bitte eine E-Mail an presse@netzwerkkrista.de.


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